Besinnungspause für die Nacht? 1 x gedruckt
- von Rechtsanwältin Dagmar Schön
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Das Interview mit dem Nachtleben-Großunternehmer Michi Kern ist in vielfacher Hinsicht erhellend, da der 'normale' Münchner mit dieser Szene so gut wie nichts zu tun hat.
Gegen die, von ihm beschriebene Übersättigung seiner 'Kunden', hilft, wie gegen jede Übersättigung, Fasten, Enthaltsamkeit am besten. Warum diese Langeweile-Spots nicht mal für ein Jahr schliessen?
Die Nachbarn könnten ausschlafen, die jeunesse dorée würde wieder Lust aufs Feiern bekommen und die Betreiber könnten mehr Yoga machen, müssten sich nicht mit den Behörden herum ärgern, sondern könnten sich um ihre Familien kümmern.
Herr Kern beschreibt Sylvester als die schlimmste Nacht des Jahres, als den Albtraum schlechthin aller Nachtclubbetreiber. In München begann diese Nacht gestern tatsächlich mit einem Albtraum, mit dem wir 2016 wahrscheinlich noch sehr viel öfter zu tun haben werden: Terrordrohungen und Polizeieinsätze. Langeweile kommt in dieser Szene nicht auf, aber das ist auch schon das einzig Positive, das man hierüber sagen kann.
Könnte es sein, dass es einen Zusammenhang gibt, zwischen der gelangweilten Nacht-Clubjugend und den 20jährigen, die sich als Selbstmordattentäter in die Luft sprengen wollen? Haben die einen zuviel von allem und die anderen zu wenig?
Die Nacht des 31.12.2015 könnte deshalb die Aufforderung sein, endlich mit der Umverteilung von oben nach unten anzufangen. Sollte das gelingen, und es kann gelingen, wenn man es will, hätte die gelangweilte Nachtclub-Jugend bald etwas anders zu tun, als nur das Geld ihrer steueroptimierenden Eltern auszugeben. Wenn sie sich ihre Zeit nicht mehr nur mit Feiern vertreiben müssten, würden sie sogar wieder Lust darauf bekommen. Und wenn sie dann feiern, wahrscheinlich sogar Rücksicht auf die Anwohner nehmen, weil sie wissen, wie es ist, früh aufzustehen, um zu arbeiten. Fazit: Allen wäre geholfen, sogar den Nachtclubunternehmern wie Herrn Kern.
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