Deutschland begehrt einen Sitz als nichtständiges Mitglied im Weltsicherheitsrat. Dazu sind zwei Dinge zu bemerken. Erstens: die UNO, gegründet 1945, gleicht einem heruntergekommenen, klapprigen Auto, dass in 70 Jahren nie einer Inspektion unterzogen worden ist. Im Falle einer Grundüberholung – entsprechend den Bedürfnissen der Menschheit im 21. Jahrhundert – würden die ständigen Mitglieder USA, Russland und China ihre Privilegien verlieren. Da sie das nicht wollen, wird das klapprige Auto weiterfahren, bis es im Dauerstreit zwischen den drei Großen – eventuell in einem großen Krieg – endlich auseinanderfällt. Sicherheit haben die „großen Drei“ der Welt ohnehin nie gebracht. Ein einziges Veto gegen den Willen einer Mehrheit kann jeden Fortschritt verhindern. Fazit: die UNO in ihrer derzeitigen Verfassung ist kein Instrument für die Schaffung einer besseren – oder auch nur erträglicheren – Welt! Zweitens: wenn Deutschland nur Mitglied werden will, um als Echo des amerikanischen Präsidenten zu dienen(„Herr Präsident, Deutschland ist selbstverständlich Ihrer Meinung!“) oder um gebetsmühlenhaft vor den „bösen Russen“ zu warnen, dann ist Deutschlands Mitgliedschaft im Weltsicherheitsrat überflüssig. Deutschlands Mitgliedschaft macht nur Sinn, wenn es in enger Kooperation mit allen anderen EU – Mitgliedern in „markanter Abgrenzung“ einen europäischen Standpunkt vertritt, der sich deutlich sowohl von den Interessen der USA als auch denen Russlands abhebt. Otfried Schrot
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Deutschland und die UNO
- von Otfried Schrot
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