Fest der Weihe der Lateranbasilika
Gottes Tempel ist heilig und der seit ihr

Aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kap. 3, 9c-11, 16-17
Schwestern und Brüder, Ihr seid Gottes Bau. Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: Das Werk eines jeden wird offenbar werden; denn der Tag wird es sichtbar machen, weil er sich mit Feuer offenbart. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer prüfen. Hält das Werk stand, das er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch. Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.
Predigt
Wir sollten schon mindesten zweimal hinhören auf das, was Paulus der Christengemeinde in Korinth heute sagt. Und er sagt es im Grunde genommen ja auch uns: Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr. Nochmals: Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr. Das ist aus dem Text der Lesung am Fest der Einweihung der Lateranbasilika. Und im Evangelium haben wir gehört, wie Jesus den Tempel in Jerusalem ausräumt und säubert und seinem ursprünglichen Zweck zurückgibt, der Anbetung Gottes. Und nun macht Paulus einen riesigen Sprung und sagt der kleinen Gemeinde in Korinth: Ihr seid der Tempel Gottes. Wir müssen schon auf einen großen gedanklichen Weg zurückschauen. Erinnern wir uns: Jahwe, der Gott Israels wollte, dass sein Volk, die Juden, in Jerusalem einen Ort haben, an dem sie in rechter Weise ihren Gott anbeten können, in Geist und Wahrheit. Die anderen Völker hatten ihre Anbetungsstätten, wo sie ihre Götter anbeteten und verehrten. Die Juden sollten ihren Anbetungsort haben, und zwar in der Stadt Jahwes, in Jerusalem. Erinnern wir uns auch: Die Eltern Jesu brachten ihren Erstgebornen, wie es geboten war aus dem fernen Nazareth in den Tempel, um ihn Gott darzustellen. Und der fromme Jude machte jedes Jahr die Wallfahrt nach Jerusalem. Und dann kommt gegen Ende seiner Tätigkeit Jesus mit den Seinen in den Tempel, sieht den Missbrauch des Gotteshauses und räumt auf.
Nun aber kommt der Riesensprung: Paulus nennt die Gemeine in Korinth einen Tempel Gottes, einen heiligen Tempel. Und er schließt mit den Worten „Und der seid ihr“. Wenn wir konsequent darüber nachdenken, müssen wir fragen: Würde Paulus jeder Gottesdienstgemeinschaft bei der Messe sagen: Ihr seid der heilige Tempel Gottes? Und wenn wir Paulus fragen würden: Wie meinst du das? Wir sind doch alle Sünder. Ich denke: Paulus würde sagen: Klar seid ihr Sünder, alle zusammen. Aber weil ihr Euer Leben an Gott festzumachen versucht, und weil ihr versucht, Gott in rechter Weise anzubeten, seid ihr Gottes Tempel.
Und wenn wir nun einmal an die heutige Diskussion über Kirche nachzudenken – ja dann erinnern wie uns: Kirche ist eine Organisation, eine vom Staat anerkannte Organisation. Sie darf Steuern erheben wie die Hohenpriester im Jerusalem. Und sie ist – wenn alles gut geht - auch eine gute menschliche Gemeinschaft. Aber Paulus geht eben noch einmal einen gewaltigen Schritt darüber hinaus. Die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden ist ein Tempel, ein heiliger Tempel. Vielleicht sollten wir über diesen kühnen Gedanken öfter allein und in Gemeinschaft nachdenken. Wir sollen ein heiliger Tempel sein, ein Tempel Gottes. Und zwar nicht, weil wir brav sind, weil wir uns an die Gebote halten, weil wir Sonntag in den Gottesdienst gehen. Sondern wir sind es durch die Bestimmung Gottes. Ich hoffe, wenn wir lang und gründlich – allein und in Gemeinschaft – darüber meditieren, könnten wir aus mancher Kirchenkrise herauskommen.
Und nun mache ich einen Sprung zu den Christen in China. Sie sind dort, wenn man so will ein Fremdkörper. Das Christentum, die Botschaft von Jesus kommt aus dem Westen, aus einer ganz anderen Welt. Und dennoch: Die Christen in China sind in den letzten rund 50 Jahren von 10 Millionen auf einhundert Millionen angewachsen. Nochmals: Von zehn Millionen auf einhundert Millionen. Ist das denkbar, wenn sie sich nicht als Tempel Gottes verstanden hätten??? Hatten sie vielleicht von Anfang an ein Selbstverständnis, das ganz anders war als das unsere , als das Selbstverständnis, das wir im Allgemeinen haben? Sehen sie sich auch heute als heiliger Tempel Gottes? Vielleicht sollten wir in Europa versuchen, aus unserem gewöhnlichen Selbstverständnis herauskommen. Wir verstehen uns oft als Gemeinde. Da ist nicht falsch, aber es ist vielleicht zu wenig. Denn das Wort Gemeinde deutet an, dass wir die Bauer der Gemeinde sind, dass die Gemeinde Menschenwerk ist. Aber für Paulus ist Kirche eben nicht Menschenwerk, sondern Gottes Werk, eben ein Tempel. Vielleicht hilft es uns weiter, wenn wir oft daran denken: Wir sind ein heiliger Tempel Gottes auf Erden. Amen
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes, Kap. 2, 13 - 22
Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um und zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht: Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren. Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm: Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für alle, die in der Kirche eine besondere Verantwortung tragen. Gib ihnen Deinen heiligen Geist, damit das richtige Bild von Deiner Kirche haben. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für die Menschen im Sudan. Rette sie vor Gewalt und lass die Männer, die Gewalt ausüben ihre schrecklichen Taten aufgeben. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für die Umweltkonferenz in Brasilien. Gib den Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft Deine Weisheit, damit sie die Menschheit vor falschem Handeln bewahren. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für Leidenden und Hungernden rund um den Globus. Schenke der Menschheit Erbarmen und Gerechtigkeit. Christus höre uns.
Eberhard von Gemmingen |












































































































