Die Syrien – Konferenz in Genf tritt auf der Stelle. Es scheint sich niemand die Frage vorzulegen, weshalb Konferenzen dieser Art immer wieder scheitern. Eine mögliche Antwort wäre: an der menschlichen Natur. Mit Gewissheit können wir sagen, dass auf solchen Konferenzen jeder Teilnehmer alle anderen belauert. Auf solchen Konferenzen finden sich alle menschlichen Eigenschaften außer einer: Vertrauen der Konferenzteilnehmer ineinander. Damit Friedenskonferenzen in unserer Zeit überhaupt eine Chance haben, müssen globale Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Wichtigste: mehr anerkanntes, umgesetztes und durchgesetztes supranationales Recht. Die 71 Jahre alte Charta der Vereinten Nationen muss dringend den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts angepasst werden. Das Zweitwichtigste: Eine Weltpolizei, die Einhaltung, Umsetzung und Durchsetzung der reformierten Charta der Vereinten Nationen überwacht. Das Drittwichtigste: ein internationaler Vertrag über die stufenweise Reduzierung der Waffenproduktion und der Waffenexporte, denn wenn immer wieder Waffenströme in die Kriegsgebiete nachfließen, sind Friedenskonferenzen „für die Katz“. Das Viertwichtigste: ein in die modernisierte Charta der Vereinten Nationen eingebettetes „Weltweit gültiges Verfahren für die gewaltlose Lösung von Konflikten“, das so konstruiert ist, dass sich bei der Anwendung dieses Verfahrens zur Lösung eines Konfliktes kein Konferenzteilnehmer „über den Tisch gezogen“ fühlt. Das Verfahren ist bereits da. Es ist in jeder Buchhandlung zu haben. Der Titel des Buches lautet „Zwanzig Appelle eines Zornigen an die Welt“. Es hat die ISBN – Nummer 978399038326 -1. Der Name des Verfassers tut nichts zur Sache. Aber so sind Politiker. Sie wälzen Berge von Steinen beiseite, um darunter die Lösung ihres Problems zu finden, und bemerken nicht, dass der Goldklumpen der Lösung nur wenige Schritte von ihren Füßen entfernt am Straßenrande liegt. Sie nehmen ihn nicht wahr, weil „die Finsternis bis zum heutigen Tage nichts begriffen hat“. Alle Vorschläge in diesem Leserbrief machen nur Sinn, wenn die fünf Mächtigsten der Welt, die USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich, aufhören, als Bösewichter dunkle Schatten über diese Welt zu werfen und ihre nationale Eigensucht zu pflegen – vor allem mit ihren uferlosen, früher oder später die Welt vernichtenden Waffenexporten – sondern als „politische Lichtgestalten“, vorbildlich in jeder Hinsicht, der Menschheit mit gutem Beispiel in ein besseres Zeithalter voranschreiten. Wenn Vater und Mutter ihren Kindern an der gemeinsamen Tafel gute Tischmanieren vormachen, wenn sie darauf verzichten, zu rülpsen, zu schmatzen und zu schlürfen, dann kann man erwarten, dass ihre Kinder als Erwachsene auch vorbildliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft werden, zum Wohle und Nutzen der Welt. Die „politischen Primadonnen“ in Washington, Moskau, Beijing, London und Paris, die ständig glauben, sich „politische Extratouren“ leisten zu können, weil sie wie Besessene die „nationale Größe“ im Auge haben und nicht fähig sind, in ihren Gehirnen zur Idee der globalen Solidarität vorzustoßen, mögen einmal über dieses Bildnis nachdenken – was sie allerdings höchstens dann tun werden, wenn sie jemand auf diesen Leserbrief aufmerksam macht. Otfried Schrot