AZ vom 04.12.2014, Seite 27, Titel "Besser blockfrei"
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Die Kuba – Krise 1962 hat gezeigt, was dabei herauskommt, wenn sich zwei politische und zugleich militärische Blöcke so nahe kommen, dass ihre Reibflächen bei der Kontaktaufnahme zu glühen beginnen. Das wird sich wiederholen, wenn sich nach dem Beitritt der Ukraine zur NATO die Reibflächen der NATO und Russlands erneut so weit annähern, dass sie abermals zu glühen beginnen. Die Menschheit ist 1962 nur ganz knapp einem „globalen Inferno“ entgangen.
Ich empfehle allen Vier – Sterne – Generalen der NATO, die durchweg zu jung sein dürften, als dass sie die Kube – Krise bewusst miterlebt haben können, aus den Panzerschränken ihrer militärischen Großväter die Erfahrungsberichte aus der Zeit der Kuba – Krise herauszuholen und sorgfältig zu studieren. Danach sollten sie sich ernsthaft mit ihrem Gewissen beraten, ob sie es verantworten können, die politischen Führer der NATO – Mitgliedstaaten – bis hinauf zum forschen, aber von wenig sicherheitspolitischer Weisheit geprägten NATO Generalsekretär Jens Stoltenberg – zur zweiten NATO – Osterweiterung zu ermutigen.
Mögen Präsident Pedro Poroschenko und das ukrainische Volk zu der Überzeugung gelangen, dass es für die Ukraine und den Rest der Welt besser ist, wenn die Ukraine als blockfreier Staat gleichermaßen gute Beziehungen sowohl zu den östlichen als auch den westlichen Nachbarn pflegt!
Präsident Putin möge sich indessen Gedanken darüber machen, wie er nach dem Scherbenhaufen, den er auf der Krim angerichtet hat, das zerbrochene Vertrauen der westlichen Anrainerstaaten Russlands in die Politik des Kreml wiederherstellen kann.
Otfried Schrot
Oberstleutnant a.D.
Autor des Buches „Zwanzig Appelle eines Zornigen an die Welt“
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