Der Streit zwischen Sunniten und Schiiten um die „wahre Nachfolge Mohammeds“ ist 1300 Jahre alt. Er hat vermutlich Tausende von Menschenleben gekostet und dauert an. Der König von Saudi – Arabien hat mit der Hinrichtung eines prominenten Repräsentanten der Schiiten den Konflikt angefacht, eine Entscheidung, die ihn am Ende noch den Thron kosten kann. Was dem Islam fehlt, ist eine politisch – religiöse Integrationsfigur, die, erfüllt von der in islamischen Kreisen oft zitierten Barmherzigkeit Allahs, die widerstrebenden politischen und religiösen, zum Teil hasserfüllten Kräfte innerhalb des Islam in einer versöhnlichen Initiative zusammenführt, zum Wohle der Umma, der Gemeinschaft aller islamischen Gläubigen und ihrer Beziehung zur nichtislamischen Welt. Hassprediger, Henker und Selbstmordattentäter sind für diese Aufgabe ungeeignet. König Salman hätte zum Segen für die islamische Welt werden können, wenn er den hingerichteten Prediger zum Tee eingeladen hätte und mit ihm die Frage der Aussöhnung von Sunniten und Schiiten besprochen hätte. Eine solche Teestunde wäre ein positives Signal an die ganze islamische Welt gewesen. Leider hat ihm dafür die staatsmännische Weisheit gefehlt. Möge aus der Tiefe des Islam bald der große Einiger und Versöhner hervortreten, dem es gelingt, die zerrissene islamische Welt zu befrieden und das angespannte Verhältnis des Islam zum Rest der Welt erträglich zu gestalten. Um eine solche Entwicklung zu begünstigen, müssten allerdings auch die politischen Verantwortungsträger in der westlichen Welt ihre Manieren im Umgang mit dem Orient ganz erheblich ändern. Otfried Schrot
Die fehlende Weisheit des Orients
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- von Otfried Schrot
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