Frankfurter Rundschau vom 14.09.2015, Leserbriefseite, Titel: "Was ist eigentlich mit Saudi-Arabien?"
--------------------------------------------------------------------------------------------------------
Die USA führen in aller Welt militärische Kommandoaktionen nach Belieben aus, auch auf fremden Hoheitsgebieten, verhaften dabei ihnen missliebige Persönlichkeiten und liquidieren sie ohne einen ordentlichen Prozess, verschießen Drohnen ohne Kriegserklärung und töten auch am Krieg völlig Unbeteiligte, was sie großzügig als unvermeidbare Kollateralschäden bezeichnen. Sie sind der größte Waffenexporteur der Welt und damit der Hauptschuldige am gegenwärtigen Flüchtlingselend.
Das Krebsgeschwür des „Islamischen Staates“ ist das Produkt permanenter amerikanischer Kriegführung im „Nahen Osten“. Bei der Behebung des erzeugten Elends sind die USA bis jetzt jedoch nicht aufgefallen. Sie fordern im Krieg zwar jederzeit die Loyalität der europäischen Nato-Partner ein, aber wenn die Europäer ein Problem haben, sollen sie gefälligst allein damit fertig werden.
Als der Warschauer Pakt sich am 1. Juli 1991 auflöste, wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, auch die Nato aufzulösen. Das wäre ein Entspannungssignal an Russland gewesen. Dann wäre kein einziger deutscher Soldat in Afghanistan gefallen. Aber nein, die USA benötigten einen handfesten Knüppel zur Erreichung ihrer weltpolitischen Ziele. Die Angst vor Putin wird von den amerikanischen Propaganda sorgfältig in Europa gezüchtet, damit wir bei der Stange bleiben und die amerikanische Rüstungsindustrie volle Auftragsbücher hat.
Otfried Schrot, Ronnenberg
Die USA haben ihren Kampf gegen den Drogenschmuggel aus Lateinamerika sicher bis zu einer gewissen Perfektion entwickelt, aber die schlimmste aller Drogen gebrauchen sie selber mit ungebremster Genusssucht: ihre Waffen – in ihren Familien, in der amerikanischen Gesellschaft und in der übrigen Welt. Die Medien berichten, dass in mehreren Großstädten der USA die Mordraten im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen sind. Kriminologen streiten über die Ursache. Eine Ursache steht fest: der zweite Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika vom 15. Dezember 1791 garantiert jedem amerikanischen Bürger das Recht, eine Waffe zu besitzen und mit sich zu führen. Dieses „grüne Licht für Wahnsinnstaten“ hat schon unendlich viel Leid über das gesamte Volk der Vereinigten Staaten gebracht, aber ein Süchtiger lässt nun einmal nicht von seiner Sucht, auch wenn er klar erkennt, dass sie ihm früher oder später den Tod bringen wird. Jede Sucht, ob erlaubt oder verboten, garantiert ein gutes Geschäft, und der Wind des Widerstandes bläst jedem entgegen, der das Ausleben dieser Sucht etwa durch Gesetze einschränken will. Verantwortungsbewusste amerikanische Politiker haben längst erkannt, dass es so nicht weitergehen kann, aber Präsident Obama sind die Hände gebunden mit einer republikanischen Majorität im Kongress gegen sich. Dennoch erscheint es so, dass der noch aus der Gründerzeit der USA herrührende Glaube, mit der Waffe in der Hand alles auf dieser Welt erreichen zu können, notfalls mit Selbstjustiz, als Gen nahezu in der Persönlichkeit der meisten Amerikaner verankert ist.
Die USA führen in aller Welt militärische Kommandoaktionen nach Belieben aus, auch auf fremden Hoheitsgebieten, verhaften dabei ihnen missliebige Persönlichkeiten und liquidieren sie ohne einen vorherigen ordentlichen Prozess, verschießen Drohnen ohne Kriegserklärung und töten dabei auch am Kriege völlig Unbeteiligte, was sie großzügig als unvermeidbare Kollateralschäden bezeichnen. Sie sind der größte Waffenexporteur der Welt und damit automatisch der Hauptschuldige am gegenwärtigen globalen Flüchtlingselend.Das Krebsgeschwür des „Islamischen Staates“ ist das Produkt permanenter amerikanischer Kriegführung im „Nahen Osten“. Die Metastasen wandern bereits um den Erdball. Bei der Behebung des erzeugten Elends sind die USA bis jetzt jedoch nicht aufgefallen. Obama gratulierte der Bundeskanzlerin in einem Telefongespräch zwar zu ihrer Haltung in der Flüchtlingsfrage, verband damit aber kein Angebot der USA zur Aufnahme von Flüchtlingen, vielmehr ließ Josh Earnest, Sprecher des Weißen Hauses, wissen, dass die USA nicht die Absicht hätten, sich mit dem europäischen Flüchtlingsproblem zu befassen. Das müsse Europa allein lösen. Die USA fordern im Kriege zwar jederzeit die Loyalität der europäischen NATO – Partner ein, aber wenn die Europäer ein Problem haben, sollen sie gefälligst allein damit fertig werden. Als der Warschauer Pakt sich am 1. Juli 1991 auflöste, wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, auch die NATO aufzulösen. Das wäre ein starkes Entspannungssignal an Russland gewesen. Dann wäre zudem kein einziger deutscher Soldat in Afghanistan gefallen. Aber nein, die USA benötigten noch einen handfesten Knüppel zur Erreichung ihrer weltpolitischen Ziele. Also blieb die NATO bestehen. Die Angst vor Wladimir Putin wird von der amerikanischen Propaganda sorgfältig in Europa gezüchtet, damit die Europäer „bei der Stange bleiben“ und die amerikanische Rüstungsindustrie volle Auftragsbücher hat. Bedauerlicherweise ist Putin ungeschickt genug, selber auch immer wieder Öl ins Feuer der Ost – West – Spannungen zu gießen. Damit die Spannungen auch aus westlicher Sicht erhalten bleiben, verkündet NATO – Generalsekretär Rasmussen – dessen Verhältnis zum amerikanischen Präsidenten das eines Hundes zu seinem Herrchen zu sein scheint – die Absicht, die NATO – Osterweiterung fortzusetzen. Das ist die beste Garantie für eine Fortsetzung der Spannungen zwischen der NATO und Russland und somit erneut für volle Auftragsbücher der amerikanischen Rüstungsindustrie. Der rücksichtslose weltumspannende Einsatz der NSA dürfte dazu geführt haben, dass die USA kaum noch Freunde besitzen, mit wenigen Ausnahmen z.B dem „politischen Zechkumpan“ König Salman von Saudi – Arabien („Öl gab ich für Waffen“). Die USA lieben nur sich selbst, ihre Macht und ihre Waffen. Sie haben die Begabung, die Welt in Trümmer zu legen, drücken sich jedoch vor ihrer Mitverantwortung für den Wiederaufbau und für die Versorgung der zahllosen Flüchtlinge. Gegen den Willen Deutschlands beharren die USA nicht nur auf der Stationierung, sondern auch der Modernisierung ihrer Atomwaffen auf dem Fliegerhorst Büchel – unverschämter Weise auch noch mit der Forderung nach deutscher Kostenbeteiligung und völlig entgegengesetzt zum Geist des Atomwaffensperrvertrags von 1968. Sollten deutsche Piloten eines Tages den Befehl erhalten, amerikanische Atombomben von Büchel nach Russland zu transportieren und dort abzuwerfen, werden sie bei der Rückkehr ihren Flugplatz wahrscheinlich nicht mehr vorfinden – und den Rest Deutschlands auch nicht – weil inzwischen östliche Besucher ihre atomaren Grüße bei uns abgeworfen haben. So fragwürdig ist die NATO – Kriegsplanung des Pentagon für Mitteleuropa. Gesunder Menschenverstand, wo bist Du? Sicher nicht in den Köpfen der Kriegsplaner im Pentagon. Die Kontroverse um Büchel zeigt das wahre Verhältnis der USA zu Deutschland. Auf der einen Seite amerikanische Verachtung der deutschen Wünsche, auf der anderen Seite deutsche Unterwürfigkeit und Willfährigkeit gegenüber den USA. Es fällt dem Betrachter der weltpolitischen Szene schwer, das Verhalten der USA im Umgang mit der Welt noch als vertrauenswürdig anzusehen. Europa sollte angemessene Konsequenzen ziehen.
Amerikanische Präsidenten bezeichnen die USA gern als „Nr. 1 in der Welt“. Gewiss - das sind die USA auch, jedoch nur auf den Gebieten der Waffenproduktion, des Waffenexports, der Kriegführung und der Zerstörung. Die amerikanische Kriegsplanung mag aus der Sicht des US – Generalstabes ja genial sein, aber gewiss nicht aus der Sicht der Flüchtlingsströme, die, von Kriegen mit amerikanischen Waffen aus der Heimat vertrieben, um die Welt ziehen – und auch nicht aus der Sicht der Bevölkerung des Dörfchens Büchel. Büchel mag sich ja über die Arbeitsplätze auf dem Fliegerhorst zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch freuen – bei einem hoffentlich nie stattfindenden „Ernstfall“ sicherlich nicht mehr. Die USA werfen einen tiefen Schatten auf diese Welt. Dass sie ihr gleichzeitig auch einen Nutzen bieten, ist nicht zu erkennen. Auf dem Felde der Humanität ist Deutschland längst am sinkenden Stern der USA vorbei zum hellsten Stern am Himmel der politischen Welt aufgestiegen. Wir Deutschen können uns dieses Eigenlob ruhig gönnen. Wir haben es uns verdient!
Die USA - ihre Waffen und ihre politische Moral (gedruckt)
- von Otfried Schrot
- Zugriffe: 1958
- Hinweis der Redaktion: Dies ist ein ungekürzter, unzensierter Originalleserbrief. Die Bürgerredaktion ist neutral. Verantwortlich für den Inhalt (auch der Kommentare) ist ausschließlich der Autor. Gedruckter Text ist farbig. Bewerten am Ende des Beitrags. INFO zum Autor, auch alle seine weiteren Artikel: klicken Sie bitte oben bei den Schlagwörtern den Namen des Autors. Ende des Hinweises.