Herrscher sind es gewohnt, die Polizei als zuverlässiges, von jedem Verdacht freies Rückgrat ihrer Macht zu betrachten. In der Türkei hat die Ausnahme die Regel auf bittere Weise bestätigt. Die Ermordung des russischen Botschafters war eine gezielte Ohrfeige für Wladimir Putin, den Urheber des Staatsterrors in Aleppo, und ein schmerzlicher Denkzettel für Recep Tayyib Erdogan, der nahezu regelmäßig für jeden Terrorakt die bösen Kurden verantwortlich macht. Das Attentat erinnert an die ewige Gültigkeit des Schillerwortes:“Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortzeugend Böses muss gebären!“ Die Mächtigsten der Welt, die USA, Russland und China, wären gut beraten, wenn sie sich einmal zusammensetzen und mit der Frage beschäftigen würden:“Was machen wir im Umgang mit der Welt falsch, dass immer wieder die Flamme des Hasses aufspringt und stets neue Terrorakte produziert?“ Da sollten die „Großen Drei“ beim 11. September 2001 anfangen. Bei selbstkritischer Suche nach eigenen Fehlern müssten sie dann widerwillig erkennen, wo die eigentliche Ursache des Übels zu finden ist. Es ist ganz einfach: weil die Großen sich alles erlauben, was sie den Kleinen verbieten. Wenn sie sich unter dasselbe Recht stellen würden, dass sie den Kleinen aufnötigen, könnte das eine heilende Wirkung für die Welt haben. Bis dahin gilt – in leichter Abwandlung – ein Zitat von Sir Peter Ustinov:“Der Krieg ist der Terrorismus der Mächtigen und der Terrorismus ist der Krieg der Ohnmächtigen!“ Eine Frage an die Machthaber in Washington, Moskau und Beijing: „Verprügelt ein Arzt seine Patienten, um ihre Genesung zu beschleunigen?“Otfried Schrot
Die üblichen Unverdächtigen
- von Otfried Schrot
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