Feudale BRD?
- von Rechtsanwältin Dagmar Schön
- Zugriffe: 7790
1954, ich war sechs Jahre, ist meine Oma mit mir ins Kino, um die Krönung der neuen englischen Königin anzusehen.
Meine Oma, Jahrgang 1889, ist im Kaiserreich aufgewachsen und hat in Zeiten der Republik zwei Weltkriege erlebt. Kein Wunder, dass sie der 'guten alten Zeit' nachgetrauert hat.
Heute sollten wir weiter sein, vor allem wenn man in verantwortlichen Positionen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sitzt und in erster Linie den Wertentscheidungen des Grundgesetzes verpflichtet ist. Bei der ausgiebigen und völlig unkritischen 'Berichterstattung' von Ereignissen im europäischen Hochadel - Geburtstag der König von England, Eheschließung der schwedischen Prinzessin usw., habe ich zunehmend den Eindruck, dass die Jahre 1918/19 am Bewusstsein dieser Entscheidungsträger weitgehend vorbeigegangen sind.
In Bayern leben wir sowieso noch in royalen Zeiten, da wird Herr Franz von Bayern bei öffentlichen Veranstaltungen, auch der überwiegend SPD-regierten Stadt München, ohne hörbaren Protest immer als 'Königliche Hoheit' begrüßt. Selbst an der Universität. Ich denke jedes Mal, ich spinne.
Kein Wunder, dass sich die Umsetzung des GG noch im fötalen Stadium befindet. 3. Monat würde ich sagen.
- Hinweis der Redaktion: Dies ist ein ungekürzter, unzensierter Originalleserbrief. Die Bürgerredaktion ist neutral. Verantwortlich für den Inhalt (auch der Kommentare) ist ausschließlich der Autor. Gedruckter Text ist farbig. Bewerten am Ende des Beitrags. INFO zum Autor, auch alle seine weiteren Artikel: klicken Sie bitte oben bei den Schlagwörtern den Namen des Autors. Wenn der Artikel nicht vollständig angezeigt wird (...), klicken Sie bitte auf den Titel.