Freimaurer, wo seid ihr?

Ich war einmal in eurer Mitte. Deshalb weiß ich, dass in euren Tempelarbeiten keine Säuglinge geschlachtet werden – wie viele auf dieser Welt glauben – sondern dass ihr, wenn ihr zusammenkommt, das Banner der Humanität hoch haltet und im Winde eurer Überzeugungen wehen lasst. Ich appelliere an euch,  die Freimaurer der ganzen Welt, aus euren Tempeln herauszukommen und eure Stimme, die Stimme der Humanität, öffentlich zu erheben zugunsten der Leidenden von Idomeni, die von einem politischen Versager und seinen Bombenteppichen aus ihrer Heimat verjagt worden sind, nun frierend, hungernd, müde und krank, nur von ihrer Hoffnung auf Öffnung der Grenze über Wasser gehalten, auf bessere Zeiten harren. In Brüssel wird ihr Schicksal von kühl rechnenden Bürokraten und Diplomaten ausgehandelt, die tagsüber in weichen Stühlen sitzen und nachts in warmen Betten schlafen und sich mit ihren politischen Entscheidungen Zeit lassen. Sollte ein günstiges Schicksal die Grenze öffnen und die Flüchtlinge weiter nach Norden vorstoßen, so werden sie, wenn sie weit genug kommen, unter unglücklichen Umständen von derselben Spezies Mensch empfangen, die sie aus der Heimat verjagt hat: von mitleidslosen Hassern. Freimaurer, ihr habt keine Macht. Ihr habt nur eine Stimme: gebraucht sie! Was Jesus Christus zur Schließung der Balkanroute und zu den Zuständen im Lager von Idomeni sagt, weiß der Heilige Vater besser als der Leserbriefschreiber. Sobald das Flüchtlingsproblem gelöst ist, wird die Christianisierung des Abendlandes – zumindest für eine nicht zu kleine Anzahl von Europäern – noch einmal von vorn beginnen müssen. Nicht durch ein paar Tropfen Weihwasser auf den Kopf, sondern durch Untertauchen in einem Bottich. Otfried Schrot