Fußball: Respekt für den Gegner
- von Paul Roos
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in der augenblicklichen Diskussion darüber, was zu tun sei, um solche Exzesse wie vor dem Derby in Gelsenkirchen zu vermeiden, kommt meiner Meinung nach ein Aspekt zu kurz: Was wir dringend brauchen, ist doch eine Kultur des gegenseitigen Respekts und die geht schon viel früher zugrunde, nämlich bei (gedankenlosen?) Hassgesängen, verbalen Beleidigungen im anonymen Massenchor (A...W...H..., wenn der Torwart abschlägt), Pfeifkonzerten bei der Begrüßung gegnerischer Fans und dem Vorlesen der generischen Aufstellung. Ich bin seit über zwanzig Jahren im Besitz einer Dauerkarte für die Südtribüne und jedes mal heiser, wenn ich nach dem Spiel nach Hause komme. Aber nur von Anfeuerungsrufen und, na gut, manchmal auch vom Schimpfen auf nicht nachvollziehbare Schiedsrichterentscheidungen. Ich mag die Blauen natürlich auch nicht besonders, aber wenn ich höre: "Tod und Hass dem S04", gruselt es mich - wissen die überhaupt alle, was sie da schreien? Und wenn der obige Torwartermutigungsspruch kommt, ist Fremdschämen angesagt, besonders, wenn ihm auch noch ein "deine Mutter hatt´ ich schon" folgt, was ja auch nicht unbedingt für den Betreffenden spricht. Als einer von leider nur ganz, ganz wenigen, applaudiere ich konsequent den Gästefans, die aus verwandter Leidenschaft zum Teil lange Reisen und herbe Enttäuschungen in Kauf nehmen, um ihre Mannschaft zu unterstützen. In Mönchengladbach hat es mir imponiert, dass auch die Spieler des Gegners mit einem kurzen Video vorgestellt werden, von Freiburg und Mainz und aus einigen englischen Stadien kennen und schätzen wir die Gesten der Anerkennung für die anderen, die als Rivalen, aber nicht als Feinde angesehen werden. So großartig wie unsere Fans in vieler Hinsicht sind, hier gibt es noch eine Menge Luft nach oben und ich würde mir wünschen, dass auch von Spielern und Verantwortlichen des BVB ein noch größerer Wert darauf gelegt wird, den Respekt für den Gegner einzufordern, zum Beispiel durch die Aufforderung den Gästen zu applaudieren, Hassgesänge zu unterlassen und eine angemessene Vorstellung der Gastmannschaft.
Paul Roos
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Ein Kommentar
- #1 Handwerksmeister Alois Sepp Alois.Sepp@mnet-online.de 2013-10-31 10:42Der gegenseitige Respekt ist in der heutigen Gesellschaft schon längs abhanden gekommen.