Braunschweiger Zeitung vom 09.07.2016, Leserbriefseite, Titel: "Blair und Bush gehören vor Strafgerichtshof"
Jetzt ist es heraus! Der Vorsitzende der britischen Chilcot – Kommission, Sir John Chilcot, stellt in seinem Untersuchungsbericht über den Dritten Golfkrieg vom 20. März 2003 bis zum 1. Mai 2003 folgendes fest:
1. Als die „Koalition der Willigen“ unter Führung der USA und Großbritanniens in den Irak einmarschierte, waren noch nicht alle friedlichen Mittel in der Auseinandersetzung mit Saddam Hussein erschöpft!2. Saddam Hussein stellte zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr für den Westen dar!3. Die Geheimdienstberichte, nach denen Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfügen sollte, waren nicht gesichert! 4.Die Rechtsgrundlage für den Krieg war zweifelhaft! 5.Die Regierungen der USA und Großbritanniens haben mit ihrem Entschluss, dennoch in den Irak einzumarschieren, die Autorität des Weltsicherheitsrates – dem sie beide selber angehören – unterminiert!6. Es gab keinen Plan für die Zeit nach dem Krieg!7. Das in der UN – Charta verankerte Verbot des Angriffskrieges wurde gebrochen.Die Untersuchung der Chilcot – Kommission sieht die Quelle des politischen Unheils in dem berühmt-berüchtigten Treffen zwischen Tony Blair und George W. Bush auf seiner Ranch in Crawford, Texas, im Frühjahr 2002 und zitiert einen nachfolgenden Brief aus dem Sommer des Jahres. "Ich werde auf jeden Fall an deiner Seite sein", hatte der britische Premier damals an den US-Präsidenten geschrieben. Schätzungen ziviler Quellen über die Anzahl der getöteten Zivilisten bewegen sich zwischen 100 000 und einer Million Toter. Der Irak ist bis auf den heutigen Tag nicht zur Ruhe gekommen. Wir können heute ohne Übertreibung sagen, dass der „Islamische Staat“ das Produkt der amerikanisch – britischen Kriegführung im Irak ist.Fazit: Das Erscheinen der beiden früheren sogenannten Staatsmänner George W. Bush und Tony Blair vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ist überfällig, wenn es noch eine Gerechtigkeit auf Erden gibt! Die Sache hat nur einen Haken: Die USA haben das Statut des Internationalen Strafgerichtshofes vorsichtiger Weise und ahnungsvoller Weise gar nicht ratifiziert,damit sie auf dieser Welt ungestraft tun und lassen können, was sie wollen. Das ist unser großartiger Verbündeter, dem wir seit 1945 treu und brav folgen – und zu seinen Untaten schweigen.
Otfried Schrot, Ronnenberg