Es ist das immer gleiche Schauspiel: Wenn es ums Bürgergeld geht, werden sofort Missbrauchsängste geschürt und Horrorgeschichten von „faulen Leistungsempfängern“ erzählt. Mit Inbrunst wird nach unten getreten – gegen Menschen, die ohnehin kaum noch wissen, wie sie die Stromrechnung bezahlen sollen.
Und die Abgeordneten? Dieselben Damen und Herren, die angeblich so um die „Belastbarkeit des Steuerzahlers“ besorgt sind, genehmigen sich selbst im stillen Kämmerlein satte Diätenerhöhungen, steuerfreie Pauschalen und Pensionen, von denen ein Normalverdiener nur träumen kann. Das nennt man dann „gerechte Anpassung“. Wenn Bürgergeldempfänger ihre Miete bezahlt bekommen, ist es „maßlos“.
Die Wahrheit ist: Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um Macht. Bürgergeldempfänger haben keine Lobby, keine Parteispenden, keine Kontakte in Talkshows. Sie sind die perfekte Projektionsfläche für Neid- und Neandertaler-Rhetorik. Die eigentliche Verschwendung aber – die Privilegien der politischen Kaste – bleibt unangetastet.
Wer ernsthaft über „Leistung muss sich lohnen“ redet, sollte vielleicht damit anfangen, den eigenen Selbstbedienungsladen trocken zu legen. Bis dahin wirkt jeder Angriff auf das Bürgergeld wie das, was er ist: billige Ablenkung, feige Hetze und moralische Bankrotterklärung.
Wer Bürgergeldempfänger jagt, aber selbst hemmungslos in die Taschen des Steuerzahlers greift, sollte aufhören von „Leistung“ zu reden – und endlich das Wort finden, das passt: Heuchelei.
Georg Dahlinger
Heuchelei im Maßanzug
- von Georg Dahlinger
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