Zerteiltes Grundsatzdenken
Gerüchte verschiedener Seiten. Jüdische und palästinensische Rechtsradikale liefern sich seit Generationen Anlässe für Gewalttaten.
Das Nein zu Antisemitismus wanderte in den letzten Jahrzehnten hierzulande von links nach rechts. Verständnis für die verfolgten Palästinenser umgekehrt. Beides verknüpft mit hehren Grundsätzen; aber angewandt nur auf die jeweils bedauerte Gruppe.
Wieso waren in Nürnberg am 14.eine Menschenkette gegen Antisemitismus und eine Kundgebung gegen Israels Art des Krieges im Gazastreifen getrennt statt gemeinsam?
Am 7.gab es in Marburg/Lahn auf einem Kirchplatz ein "Friedensforum" gegen angebliche Militarisierung hier, aber nicht gegen die tatsächliche russische; mit Beitrag zur Kriegslast von Palästinensern, aber ohne die der Ukrainer.
Am 15.trug im Rathaus der Sprecher der jüdischen Gemeinden Hessens breit vor zu "Israel und die Jüdische Gemeinde nach dem 7. Oktober" sowie dem Anspruch in umliegenden Ländern, Israel zu beseitigen. Eine beinharte Sicht, wonach zur Lösung jüdische Landnahme und Umsiedeln von Palästinensern ins Ausland gehören.
Könnte die gegenseitige Wahrnehmung hierzulande versöhnlicher werden, wenn die Judenheit sich laut auch gegen Unrecht an Palästinensern wenden würde? ( Und umgekehrt) Antwort: Wer selber verfolgt wird, braucht andere nicht bedauern. In das Land ihrer Väter zurück kehren wollen - der Anspruch stehe Nachfahren palästinensischer Vertriebener nicht zu.
Das israelische Vorgehen gegen die Hamas seit dem 7.X.ohne Rücksicht auf Zivilisten dürfte Haß ebenso füttern wie deren damaliger Überfall. Dorten und hier gilt es, sich auf die "Tugenden der Komplexität und der Wahrheit" zu besinnen und die "Bedürfnisse und Verwundungen beider Seiten" zu beachten - Eva Illouz.
Ulrich J. Heinz
Lieber Ulrich J. Heinz,
mit Ihrem letzten Absatz hinkt die gegenseitige Wahrnehmung bezüglich der zivilen Opfer als FOLGE des Terroranschlags. Das israelische Vorgehen gegen die Hamas seit dem 7.10.23 ohne Rücksicht auf Zivilisten ist nur eine Seite der Wahrnehmung von den Kritikern . Die andere Seite ist, dass die Hamas ihre Infrastruktur in der Nähe von Zivilisten; zum Beispiel Krankenhäuser und Schulen usw. ausgebaut hat.
Somit fungierte damit die palästinensische Bevölkerung als Schutzschilde. Damit kann man leicht den Eindruck herstellen, die Rücksichtslosigkeit Israel zuzuschieben.