Vizekanzler Gabriel in „Bild am Sonntag“: "Ziel ist es, den Vormarsch von ISIS zu stoppen - mindestens bis bei den Wiener Verhandlungen eine politische Lösung für Syrien gefunden worden ist. Dieser diplomatische Prozess hat erste Erfolge, aber er wird sicher noch eine Zeit brauchen. Erst wenn die Bürgerkriegsparteien im Land Frieden geschlossen hätten, könne man geschlossen militärisch gegen die Terrormiliz vorgehen.“ NATO – Generalsekretär Stoltenberg hat demgegenüber erklärt, Ziel des Kampfes gegen den IS sei seine Vernichtung. Aus dieser Gegenüberstellung zweier Meinungsäußerungen ergeben sich sechs Fragen:1.Sind sich die Parteien, die gegen den IS kämpfen, nicht darüber einig, was das Kriegsziel ist? 2. Ist es nicht Sache der Kanzlerin, zu erklären und zu definieren, was das Ziel des Kampfes Deutschlands gegen den IS ist?3. Wie lange mag es wohl dauern, bis bei den Wiener Verhandlungen eine politische Lösung für Syrien gefunden ist? Ein Jahr? Drei Jahre? Fünf Jahre? 4. Wie viele tote Zivilsten werden bis dahin noch anfallen?5. Wie lange hält die Bundeswehr personell, finanziell und materiell einen Einsatz in Syrien durch? 6.Ist es nicht ein Gebot der Vernunft – wenn man bei einem Krieg überhaupt von Vernunft reden kann – dass Russland und die NATO, wenn beide schon den IS bekämpfen, eine gemeinsame Kriegsstrategie und ein gemeinsames Kriegsziel formulieren so wie einen gemeinsamen Generalstab bilden, um die Voraussetzung für eine „ordentliche“ Kriegführung zu schaffen? Meinung des Leserbriefschreibers. Eine der Ursachen für das Übel des Nahen Ostens: das Sykes – Picot - Abkommen vom 16. Mai 1916, in welchem der englische Diplomat Mark Sykes und der französische Diplomat Francois-Georges Picot nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches in einer „spätkolonialen Schacherei“ die arabische Welt zwischen England und Frankreich aufgeteilt haben, ohne die Araber zu fragen. Damals ist auch die Grenze zwischen dem Irak und Syrien produziert worden, die der „Islamische Staat“ aufgehoben hat. Summa summarum: die Ursache für das gegenwärtige Elend im Nahen Osten ist die – vor allem durch wirtschaftliche Interessen bedingte – Einmischung von Europäern und Amerikanern in innerarabische Angelegenheiten seit 1916! Empfehlung an die nichtarabischen kriegführenden Parteien im Nahen Osten: verantwortungsbewusste Zusammenführung der arabischen kriegführenden Parteien einschließlich des islamischen Staates am Konferenztisch unter Vorsitz des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, der die Ausarbeitung eines Nahostfriedens im Zusammenwirken mit den arabischen kriegführenden Parteien leitet – einschließlich einer den arabischen Bedürfnissen entsprechenden Grenzziehung der nahöstlichen Staaten. Otfried Schrot
Sigmar Gabriel und der Islamische Staat
- von Otfried Schrot
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