Der Leserbriefschreiber nimmt die wachsenden Spannungen zwischen Deutschland und Russland zum Anlass, den nachfolgenden Leserbrief zu schreiben. Es gab einmal eine Zeit, da prägten Politiker wie Egon Bahr und Hans Dietrich Genscher die Begriffe „Wandel durch Annäherung“ und „Vertrauensbildende Maßnahmen“. Zwischen Ost und West setzte politisches Tauwetter ein. Die Entwicklung fand ihren krönenden Abschluss in der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 und in der Auflösung des Warschauer Paktes am 31. März 1991.Die NATO hätte nun auch aufgelöst werden können und die ganze Welt hätte sich neu sortieren können. Ost und West hätten über eine neue Weltfriedensordnung nachdenken können. Nun verhält es sich so, dass die Rüstungsindustrie in einer „Weltfriedensordnung“ weniger Geld verdienen kann als in einem „Welt-Kriegs-Chaos“. Die Rüstungsindustrie braucht internationale Spannungen, denn sonst wird sie arbeitslos. So lieferte die internationale Politik – genauer, das Weiße Haus und das Pentagon - die zu diesen Besorgnissen passende Entwicklung. Vier NATO – Osterweiterungen als Folge von fingierten oder tatsächlichen Hilferufen osteuropäischer Staaten, die angeblich oder tatsächlich kein Vertrauen zu Russland aufbauen konnten, führten zur Besetzung der Krim durch Wladimir Putin, der im Geiste bereits nach einem NATO – Beitritt der Ukraine die amerikanische Kriegsflotte in Sewastopol vor Anker gehen sah. Kluge westliche Politik hätte die im Kreml schon seit Stalins Zeiten herrschende Paranoia in Betracht ziehen sollen. Vier NATO – Osterweiterungen waren keine vertrauensbildende Maßnahme der USA gegenüber Russland. Die Vorgeschichte der Besetzung der Krim blendet westliche Propaganda aus. Seit der Besetzung der Krim hat Putin den „Schwarzen Peter“ des internationalen Friedensstörers in der Hand. Putin kann machen, was er will. Er bleibt der Bösewicht, der mit Handelssanktionen bestraft werden muss. Seitdem eskalieren wir uns in den „Kalten Krieg, Teil II“, hinein. So etwas endet früher oder später mit Krieg. Und die Rüstungsindustrie jubelt, denn die zunehmenden internationalen Spannungen garantieren volle Auftragsbücher. Die Frage, die sich Politiker nie zu stellen scheinen, heißt: „Wohin soll das führen? “Wenn wir unseren guten alten Planeten für die nächsten Generationen bewahren wollen, dann sollte unter Vorsitz des Generalsekretärs eine UNO – Konferenz durchgeführt werden, auf der beschlossen wird, den ganzen Unrat schlechter Manieren, der die Menschheit belastet, bestehend aus Spionage, Gegenspionage, Propaganda, Desinformation, Hass, Hetze, und Lügen, über Bord zu werfen und durch einen langen Katalog vertrauensbildender Maßnahmen zu ersetzen. Die deutsche Bundeskanzlerin sollte sich vom Sog amerikanischer Propaganda, deren Bestreben es ist, dafür zu sorgen, dass Europa immer „gut Feind“ der Russen bleibt, freischwimmen und mit dem russischen Präsidenten Termine für regelmäßige deutsch – russische Regierungskonsultationen vereinbaren, zu welchen sie mit ihrem gesamten Kabinett nach Moskau fliegt, um alle angefallenen Missverständnisse und Verärgerungen auszuräumen. Dabei kommt mehr heraus als bei dem wechselseitigen Belauern der Geheimdienste, das das politische Klima der Welt vergiftet und am Ende in Kriege mündet. Diese Feststellung gilt für die ganze Welt. Otfried Schrot
Vom Kalten Krieg, Erster Teil zum Kalten Krieg, Zweiter Teil
- von Otfried Schrot
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