Herr O. und der Tod SZ 5.5.2015
All das Erschreckende, das in diesem Artikel beschrieben wird, entspricht den Tatsachen. Auch die Feststellung eines Nebenkläger-Anwalts, dass es nicht nur eine "Zwei-Klassen-Medizin gibt, aufgeteilt in Privat- und Kassenpatienten", sondern "auch eine Zwei-Klassen-Justiz“. Das in Sachen Aiman O. war dafür ein Beweis, denn er wurde erwartungsgemäß freigesprochen. Man wird ähnliches in den nächsten Wochen bei dem Prozess gegen Deutsche Bank Vorstände (Ex und aktuell) vor dem Münchner Landgericht beobachten können. Könnte man in Deutschland wie in England Wetten abschließen, würde ich einen größeren Betrag auf Freispruch oder Einstellung dieser Verfahren abschließen.
Trotzdem sind auch die Freisprüche in beiden Fällen ein Schritt in Richtung Art. 3 GG, Gleichheit vor dem Gesetz, denn beide Prozesse wären vor 10 Jahren nicht einmal denkbar gewesen. Allein die Botschaft an alle Herren und Damen in entsprechenden Positionen, dass man selbst in ihrer Position auf der Anklagebank vor einem deutschen Strafgericht landen kann, dürfte eine gewisse generalpräventive Wirkung hinsichtlich ähnlicher Straftaten entfalten. Die Prozesse und vor allem die durch sie generierten und verbreiteten Bilder sind eine erhebliche Strafe für die Betroffenen. Die Scham bleibt, auch wenn die Angeklagten sie vor sich und anderen verleugnen. Dass es wahrscheinlich keine 'Unschuldigen' getroffen hat, lesen und hören wir fast jeden Tag, wenn wir wieder über neue Schandtaten von 'Bankern' informiert werden.
Beim Organspendeprozess bleibt ein weit wichtigeres Thema als die Manipulationen bei den Organvergaben auch durch den Prozess gegen Aiman O. nach wie vor unbenannt: Der wirkliche Skandal der Transplantationsmedizin ist die Tatsache, dass 'Hirntote' nicht tot sind, sondern Sterbende aufgeschnitten und ausgeweidet und damit eines ungestörten und liebevoll begleiteten Sterbeprozesses beraubt werden. Wie und wann kam es zum 'Hirntod'? Allein aufgrund eines vierseitigen Papiers einer "Ad-hoc-Kommission" der Harvard-University wurde 1968 allein aus Nützlichkeitserwägungen heraus das wichtigste Rechtsgut 'Leben' verkürzt. Veröffentlicht und nachzulesen im 'Journal of the American Medical Association' (JAMA) Aug. 1968, Bd. 205. Das Geschäft, um das bei der 'Organspende' geht, sind nicht die Operationen und der dadurch generierte Verdienst der Ärzte, sondern das Geschäft, das die Pharmaindustrie mit den notwendigen Immunsuppresiva für die Transplantierten macht. Jahre lang. Bis sie endgültig sterben. Das ist ein weltweites Milliardengeschäft. Die Werbung hierfür betreibt bei uns die 'Deutsche Stiftung für Organspende' (DSO) eine private Stiftung, die von der Pharmaindustrie finanziert wird und auch die Verteilung der 'Spenderorgane' organisiert. Auch eine Verurteilung von Aiman O. würde daran nichts ändern. Die Vergabemanipulationen haben allerdings das berechtigte Misstrauen der Menschen gestärkt, dass bei der 'organspende' etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.