Würde man in der Bevölkerung eine Pisa-Test zu rechtsstaatlichen Prinzipien machen, würde das Ergebnis sehr, sehr schlecht aussehen. Was heißt das? Unser 'Rechtsstaat' ist wissensmäßig nicht in der Rechtsgemeinschaft verankert. Man könnte den Wissenstand sogar als allumfassenden Analphabetismus bezeichnen. Das weiß, wie ich, jeder RA/in aufgrund der Kontakte mit den Mandanten. Deshalb ist es auch möglich, dass ohne großes Murren der Bürger/innen feudalistisch gehandelt wird, wenn's die Machtinteressen erfordern. Und beim Strafrecht wird’s ganz finster, da ist das kollektive Bewusstsein sowieso noch im Mittelalter angesiedelt. Vor allem wenn’s um ‚Kinderschänder’ geht – obwohl die nachweislich in den Familien sitzen – siehe neues Buch von Gerichtsmediziner Tsokos.
Da würde man am liebsten noch zu Hinrichtungen gehen. Dabei haben uns die Humanwissenschaften längst erklärt, dass mit dieser Wut gegen die Täter, die nichts mit Opferschutz zu tun hat, vor allem die eigene Schattenpersönlichkeit gemeint ist. Wir brauchen selbstbewusste, starke, freie Kinder – dann gibt es weder Missbraucher noch Missbrauchte – und irgendwann vielleicht sogar einen Rechtsstaat according to Grundgesetz.
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Edathys Verfassungsbeschwerde
- Geschrieben von Dagmar Schön
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Leserbrief zu 'Durchsuchung ohne Grund' , SZ 21.5.14